4. Tag, 83 km

Verdun-sur-le-Doubs - Saint-Satur

 

Heute mussten wir früh raus. Wir wollten ein Stück mit dem Zug überbrücken. Der fuhr um 9.21 Uhr von Chagny ab. Das waren 25 km. Mit einkalkuliert, dass wir vielleicht einen Platten, dass wir vielleicht am Bahnhof wieder Schwierigkeiten mit der Fahrrad-Treppen-Rauf-und-Runter-Schlepperei haben würden, mussten wir spätestens um 7.30 Uhr den Campingplatz verlassen. D.h. 6.45 Uhr aufstehen. Oh je!

 

Es ging. Alles schnell verpackt, noch zum Bäcker Croissants kaufen - leider hatte der keine Milch - und los. Wir verließen die Route, die einen großen Schlenker macht, um auf möglichst direktem Wege nach Chagny zu fahren. Wir machten nach ungefähr der Hälfte der Strecke in St-Loup-de-la-Salle Frühstückspause. Dort gab es dann auch Milch. Dann schnell weiter. Kurz vor neun waren wir am Bahnhof. Jetzt noch orientieren. Wir begannen schon wieder mit der Schlepperei wegen der Treppen, als uns ein Schaffner freundlicherweise mitteilte, dass es ein Stück weiter nördlich eine Straßenunterführung gibt und man von der Rückseite auch auf den Bahnsteig kommt. Fein!

 

Der Zug entpuppte sich als Bimmelbahn. Die Fahrräder mussten ins Gepäckabteil, das zwar eine große Tür hatte, aber die Ladekante war ungefähr 1,30 Meter über dem Bahnsteig. Immerhin ging das mit halbwegs beladenem Fahrrad. Der Rest war schnell hinterher geschmissen.
Umsteigen in Montchanin. Wieder nur Treppen! Aber wir wurden langsam routiniert. Es ging mit vereinten Kräften tatsächlich, ohne das Gepäck vorher abzuladen. Rein in den nächsten Zug, der Gott sei Dank moderner war und einen problemlosen Einstieg mitsamt des Gepäcks ermöglichte.

 

Um 11.27 Uhr erreichten wir dann unseren Zielort Nevers. Es gab einen Aufzug, aber mein Fahrrad passte nicht hinein. Ein freundlicher Bahnarbeiter sah die genervten Fahrradfahrer, wir waren nicht allein, und führte die kleine Gruppe ebenerdig über die Dienstübergänge. Danke!

 

In Nevers hatten wir eine kleine Stadtbesichtigung geplant. Das sollte unsere erste etwas ausgiebigere werden. Doch wohin mit dem Gepäck? Ich war frech, und fragte im Office de Tourisme einfach, ob ich die Sachen dort abstellen könne. Die nette Dame am Accueil sagte ja, ahnte aber wahrscheinlich nicht, um wieviel Gepäck es sich handelte, denn sie machte dann doch große Augen. Egal. Das Gepäck war verstaut und wir begannen mit der Besichtigungstour.

 

Nett! Ein schönes Städtchen. Nichts Besonderes, aber wie gesagt: Nett! Wir leisteten uns eine Pizza in einer Brasserie, während an den Nebentischen hausgemachte Burger mit 320g Hackfleisch verspeist wurden, und genossen das Stadttreiben. Ich suchte noch nach einem kleinen Naschpräsent als Dankeschön für die Gepäckaufbewahrung, das Abendessen war einzukaufen und eine Wäscheleine. Denn wir konnten sonst unsere Wäsche nicht zum Trocknen aufhängen. Daran hatte ich zu Hause nicht gedacht.

 

Wir machten uns dann gegen 14.30 Uhr wieder auf den Weg. Um auch hier den möglichst direkten Anschluss zur Route zu finden, fuhren wir quer durch die Stadt. An der Loire trafen wir dann wieder auf die Route. Der Weg war aber jetzt nicht mehr so gut: Schlecht bis gar nicht markiert, hin und wieder ein neu erstellter Routenabschnitt, der aber so nicht auf unserer Karte eingezeichnet war, und eine zum Teil sehr schlechte Fahrbahnbeschaffenheit.

Auch die Landschaft war etwas eintönig. Zwar verlief die Route an der Loire entlang, von der aber meistens nichts zu sehen war. Ein Abschnitt auf einem Deich war nagelneu angelegt, nervte aber durch ständige Barrieren gegen unerlaubten Autoverkehr, die auch von Fahrrädern nur mühsam umkurvt werden konnten; ausserdem war der Abschnitt absolut eintönig: Rechts Sträucher und Bäume, links Sträucher und Bäume.

 

Wir wurden zudem das erste Mal wirklich von Gegenwind geplagt. Teilweise war er auch vorher schon unangenehm spürbar gewesen. Das hatte ich bei der Routenplanung übersehen. Wir fuhren ja von Ost nach West, und von etwas südlicher nach etwas nördlicher. Das geht nicht ohne Gegenwind. Er sollte uns auch weiter noch spürbar quälen.

Zu guter Letzt verfuhren wir uns noch, weil ein Wegweiser, der sich später als richtig herausstellen sollte, uns zu einem Ort schickte, zu dem wir aber nicht wollten und dem wir deshalb nicht folgten. Pech gehabt! Aber auch die richtige Route war wieder in sehr schlechtem Zustand, so dass wir genervt gegen 19 Uhr in St-Satur ankamen.

 

Eigentlich hatten wir noch vor, Sancerre anzuschauen, dazu fehlte uns aber die Lust. Ich musste Wäschewaschen. Die Wäscheleine verrichtete gute Dienste. Meinen Sohn lockte ein benachbarter Tennisplatz. Er gehörte nicht wirklich zum Campingplatz, aber es gab eine Art Übereinkunft, dass die Gäste dort für acht Euro Platzmiete spielen durften. Schläger und Bälle konnte man sich am Accueil umsonst ausleihen. Wir spielten noch anderthalb Stunden. Es hat Spaß gemacht, wenn wir auch deswegen spät ins Bett kamen.

 

→ 5. Tag