Franche-Comté

23.10.2014

Nachdem ich bei einer Fahrradtour durch Frankreich im Jahr 2010 schon Besançon und das Doubstal kennengelernt hatte, wollte ich gerne auch andere Ecken des Jura entdecken. Herbstzeit ist Wanderzeit und besonders im Jura sehr lohnend.

Unsere kleine Rundreise führte uns nach Arbois ins Weinland des Jura, nach Saint-Claude ins Hochjura und nach Besançon zur Hauptstadt der ganzen Region.

ARBOIS

Arbois ist das Zentrum des Weinanbaus und Weinhandels im Jura. Spezialität ist der "vin jaune" - der "gelbe Wein", der aus der Savagnin-Traube gekeltert wird und in einer ganz eigenen Flaschenform angeboten wird. Er schmeckt wie Fino Sherry. Arbois selbst ist ein kleines bezauberndes Städtchen mit einer sehr alten wunderschönen Kirche (Saint Just), vielen kleinen Läden und einem berühmten Einwohner, dem Chemiker und Mikrobiologen Louis Pasteur.

Unsere erste Wanderung konnten wir direkt in Arbois beginnen. Es war sehr gutes Wetter und so warm, dass man im T-Shirt wandern konnte. Ziel war das Tal "Reculée des planches" mit dem Talabschluss "Cirque du fer à cheval". 
Reculées bezeichnen kurze tiefe Täler, die meist von schroffen Felswänden umgeben sind und in einem Felskessel - "Cirque" - enden. Sie gehören zu den originellsten landschaftlichen Sehenswürdigkeiten des Jura. Nach einem schönen Weg durch das Städtchen begann der Weg gleich mit einem steilen Anstieg zur "Chapelle de l'Ermitage" und weiter durch wunderbar in allen Grüntönen leuchtenden Wald. Anspruchsvoller wurde es wieder, als der Weg der Felskante folgte, die das Tal abgrenzt. Ein wunderschöner Blick ins Tal vom Aussichtspunkt des "Cirque du fer à cheval". Dann über einen recht einfachen Weg zum Fuß des Talkessels und zu einem schönen Wasserfall. Auf dem Rückweg nach Arbois fing es dann leider an zu regnen.

CASCADES DU HÉRISSON

Auf dem Weg von Arbois nach Saint-Claude liegt ein weiteres landschaftliches Highlight: Die "Cascades du Hérisson".

Der Hérisson fließt am Ende einer Schlucht in sieben Wasserfällen aus einer Höhe von 805 Metern über insgesamt 280 m in die Tiefe. Wir fuhren mit dem Auto durch das schöne Tal des Hérisson mit seinen beiden kleinen grünen Seen bis fast zum untersten Wasserfall. Er ist mit einer Höhe von 65 Metern auch gleich der größte. Von dort startet ein Weg entlang der Wasserfälle. Der erste Teil ist sehr touristisch angelegt. Ich denke, im Sommer ist hier ein regelrechter Ansturm. Wir waren fast allein und konnten das Rauschen des Wassers, die Feuchtigkeit der Luft und die unglaublich grüne Vegetation in Ruhe genießen.

SAINT-CLAUDE

Auf der Fahrt nach Saint-Claude, unserem nächsten Ziel, steigt der Jura immer höher an. Die Landschaft verändert sich, wird einsamer und wilder. Immer wieder schroffe Felswände, beeindruckende Weitblicke, tiefe Täler; eine faszinierende Landschaft.
Saint-Claude selbst liegt eng und tief im Tal der Flüsse "La Bienne" und "Le Tacon". Das gesamte Stadtgebiet umfasst einen Höhenunterschied von knapp 900 Metern. Als wir ankamen, lag die Stadt unter einer Wolkendecke. Ein sehr spezielles Licht, Feuchtigkeit und das Wissen um die Kessellage erzeugten eine etwas drückende Atmospähre.

Eine ausgedehntere Wanderung sollte uns eigentlich auf den "Grand Montrond" führen, einen der Gipfel der Jurakette. Leider lagen die Gipfel komplett in den Wolken, es regnete immer wieder leicht und der Sessellift, der uns auf den Grat gebracht hätte und der laut unseres Vermieters noch fahren sollte, fuhr leider nicht mehr. Das alles dämpfte unsere Wanderbegeisterung und wir fuhren erstmal ein bisschen weiter, ließen die Jurakette hinter uns und erreichten nach zahllosen Serpentinen das Städchen Gex. Da war gerade Markt und nur sehr schwer ein Parkplatz zu finden. Ein gute Stunde verbrachten wir dort. Viel mehr war nicht zu entdecken. Das Wetter wurde etwas besser, wir fuhren zurück und parkten unser Auto unterhalb der Gipfelkette auf einem Parkplatz. In Anbetracht der vorgerückten Stunde wurde es nur eine kurze Wanderung, die es mit ihrem kräftigen Aufstieg (400 Höhenmeter waren auf kurzer Distanz zu überwinden) aber in sich hatte. Wir konnten Gemsen beobachten und ab und an den Genfer See erahnen, wenn die Wolken etwas dünner wurden. Der Weg führte uns auf die Jurakette, aber nur auf einen Sattel zwischen zwei Gipfel. Zum Weiterwandern war es uns zu nebelig mit Sichtweiten zum Teil unter 20 m. Wir hatten Sorge, die Wanderzeichen nicht zu finden (man konnte sich an absolut nichts orientieren) und machten uns an den Abstieg, der schwierig war, weil alles nass und glitschig war. Am Parkplatz angekommen rissen die Wolken auf und wir wurden mit einer herrlichen Sicht auf den Genfer See und die dahinter liegenden Alpen belohnt.

Am nächsten Tag war der Vormittag wieder verregnet und uns blieb nur der Nachmittag für eine sehr abwechslungsreiche Wanderung: Über die "Rochers du Frênois" zum "Crêt Pourri". Der Hinweg führte unterhalb des "Crêt Pourri" in weiten Schleifen entlang der "Róchers du Frênois". Der Weg war leicht zu gehen, aber an einer Stelle, vermutlich durch einen leichten Hangabrutsch, sogar ausgesetzt. Dann der sehr steile Anstieg auf die "Róchers du Frênois".

Oben wurden wir mit einer herrlichen Aussicht in Richtung Saint Claude belohnt und einem wunderschönen Weg entlang der Felskante. Ein letzter Anstieg zum "Crêt Pourri", wo die hereinbrechende Dämmerung uns leider schnell wieder vom Gipfel vertrieb. Es waren nur noch wenige 100 Meter zu bewältigen, die aber sehr steil bergab gingen und auf Grund des vormittäglichen Regens sehr sehr glatt waren. Der Himmel hatte sich inzwischen zu einem orange-rosafarbenem Feuerschein gefärbt.

MONT D'OR

Auf der Fahrt zum nächsten Ziel, nach Besançon, hatten wir noch Zeit genug, einen Abstecher zum Mont d'Or zu machen. Der Berg des berühmten und sehr leckeren Ofenkäses. Er steigt von Norden her recht sanft an und bricht nach Süden in einer spektakulären Felswand viele Meter tief (bis zu 200 Meter) ab. Man kann, wenn man nicht viel Zeit hat, auf bis ca. 300 Meter an den Gipfel mit dem Auto heranfahren. Es war sehr sonnig, aber vom Regen der vergangenen Tage stiegen dicke Wolken aus den tiefergelegenen Wäldern auf, die die Felswand hochkletterten und über die Felskante die sanfte Schräge der Kuhalmen wieder hinabwehten. Ein grandioses Schauspiel, besonders, wenn zwischen unglaublichem Fernblick auf die Schweizer Alpen und völligem Nebel gerade mal fünf Minuten liegen.

BESANÇON

Die letzten Tage unseres Urlaubs verbrachten wir dann in Besançon. Die Altstadt liegt wunderschön in einer Flußschleife des Doubs. An ihrer engsten Stelle erheben sich hoch über der Stadt und dem Doubs die Festungsanlagen des Generals und Festungsbaumeisters Vauban. Sie sind Unesco Weltkulturerbe. Wir genossen die Rückkehr in die "Zivilisation" bei Café au lait, Pastisse und dem ein oder anderen Glas Wein.

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